Dies & Das

Stromausfälle

Ausgangslage

Nachdem wir Ende 2019 relativ spontan in ein gemietetes Reihenhaus gezogen sind, wuchs der Wunsch, irgendwie regenerativen Strom zu produzieren, insbesondere, weil in der Tiefgarage ein Elektroauto parkte. Immerhin hatte der Vermieter relativ problemlos der Installation einer Wallbox zugestimmt, was ich dann auch umgehend zur Umsetzung brachte, da meine Flatrate-Ladekarte Ende Januar 2020 auslaufen würde und neue Angebote nicht mehr zu bekommen waren. Praktisch zum Zeitpunkt unseres Einzuges war dann die Wallbox auch installiert, angemeldet und nutzbar.

Erste Gedanken

In einem gemieteten Haus hat man (leider) sehr beschränkte Möglichkeiten. Auch wenn das Flachdach mit den vielen Kieselsteinen geradezu nach einer Installation einer Photovoltaik-Anlage schreit, darf man das als Mieter schlicht nicht.

Was man aber darf, ist eine Balkonkraftanlage zu installieren. Nunja, im Frühjahr 2020 durfte man das noch nicht so einfach, sondern war auf das Wohlwollen des Besitzers angewiesen.

2020 passierte entsprechend nicht viel, außer festzustellen, dass es im Sommer in unserem „Schlafzimmer“, was eigentlich nur eine Nische vor dem Balkon war, weil die 3 Zimmer von den Kids belegt waren, verdammt warm wurde, da die Sonne den ganzen Nachmittag auf das breite Fenster knallen konnte und das direkt darüber liegende Flachdach sein übriges zur Aufwärmung beitrug.

Und wenn es im Sommer zu warm wird, braucht man eben eine Beschattung. Fest installieren wollte ich nichts, denn das Haus war ja nur gemietet.

Balkonkraftanlage

Was man aber ohne Genehmigung tun darf, ist Dinge auf den Balkon zu stellen. Dazu ist er ja schließlich da.

Also kam die Idee auf, Beschattung und Balkonkraftanlage miteinander zu kombinieren und ich habe nicht lange nach einer Genehmigung gefragt, sondern einfach mal damit begonnen, eine Konstruktion aus Dachlatten aufzubauen. Das ganze wurde dann auf dem (fest gemauerten) Balkon verklemmt, so dass es einerseits windfest war aber andererseits (zumindest nominell) weiter transportabel blieb und damit keine Angriffsfläche für Diskussionen bieten würde.

Pünktlich zur Sommersaison 2021 war das Gebilde fertig und produzierte nun Strom. Und zwar gar nicht so wenig. Es reichte natürlich nicht mal im Ansatz dazu, irgendwie das Auto zu laden – aber für die Grundlast waren die zwei Module durchaus ausreichend.

Mehr war erstmal nicht drin und ich musste mich damit begnügen, die Startzeiten des Geschirrspülers zu optimieren, um den Strom möglichst vollständig selbst zu nutzen. Eine Einspeisung war verschenkter Strom, denn eine Vergütung gab es nicht und der Zähler war zu modern, um rückwärts drehen zu können.

Der Wunsch nach mehr war aber noch lange nicht gestorben.

Neue Möglichkeiten

Ende 2022 haben wir ein Haus gefunden, dass wir (offiziell) Ende Januar 2023 gekauft haben. Dieses Haus war praktisch neu (gebaut 2021/22) und mit einer Wärmepumpe ausgestattet.

Als klar war, dass jetzt nur noch Formalien (Notar, Papierkrieg mit der Bank, Behördenfoo) zu erledigen war, habe ich mich parallel dazu mit dem Thema Photovoltaik für unser Haus beschäftigt.

Kurz ein paar Eckdaten, damit klar wird, worum es hier geht. Das Haus hat eine (für ein Einfamilienhaus) typische Dachform mit 38° Dachneigung. Die Dachflächen sind nach Norden bzw. Süden ausgerichtet, mit einer leichten Drehung von ca. 20° nach Osten. nach Süden gibt es keinerlei Verschattung, da an der Südgrenze unseres Grundstückes ein Feld angrenzt. Im Osten steht, allerdings in Relation zu unserem Haus leicht nach Norden verschoben das Nachbarhaus. Das Grundstück liegt aber ca. 80 cm tiefer als unseres, so dass eine Verschattung in der Richtung ebenfalls nahezu irrelevant ist. Einzig das Haus nach Westen, was dazu noch 80 cm höher liegt und leicht nach Süden verschoben steht wird gegen Nachmittag/Abend zum Problem, da dort, zumindest jenseits des Hochsommers, Schattenwurf stattfindet.

Auf der Suche nach einem Solateur

Das größte Problem war (und ist bis heute) die Suche nach einem tauglichen Solateur. Die gibt es zwar wie Sand am mehr – aber eine große Masse will nur das schnelle Geld machen. Dabei werden absurde Preise aufgerufen, extrem schlampig gearbeitet oder regelrecht betrogen. Meinem Vater, der fast zeitgleich (endlich) eine PV-Anlage auf seinem Dach installieren wollte, ist auf diese um einen kleinen 5-stelligen Betrag gebracht worden, weil die Firma nach einer fachlich völlig unzureichenden Installation der PV-Module schlichtweg Pleite gegangen ist und natürlich vorher ~80% der Gesamtsumme kassiert hat.

Daher gleich vorweg meine wichtigsten Tipps für die Suche nach und die Vertragsgestaltung mit einem Solateur:

  1. Keine Vorauszahlung! Es wird bezahlt, wenn die Anlage läuft. Gegebenenfalls würde ich mich auf einen Kompromiss einlassen und das reine Material zahlen, nachdem es zu mir geliefert wurde.
  2. Vorbereitung Informiert euch vorher und vertraut nicht darauf, dass der Solateur euer Freund ist. Die wollen Geld machen. Wenn sie merken, dass ihr keine Ahnung habt, zahlt ihr mehr als nötig, kauf Dinge, die ihr eigentlich nicht braucht oder macht Fehler bei der Planung.
  3. Vergleichen Nehmt nicht den erstbesten Solateur, sondern vergleicht Angebote. Fragt nach!
  4. Bewertungen lesen Ihr kauft ja ein Auto auch nicht blind und hofft darauf, dass es schon so funktionieren wird, wie ihr es euch erhofft. Also: Macht euch schlau!
  5. Zuschauen! Seid dabei, wenn die Anlage installiert wird. Schaut zu und fragt nacht. Das mag nervig klingen, ist aber notwendig, wenn ihr keine Überraschungen erleben wollt.

Solateur finden

Die Suche nach eine Solateur war vor allem von der Verfügbarkeit bestimmt. Ein Großteil der Solateure hat mir Beratungstermine mit mehreren Monaten Wartezeit angeboten oder sich gleich gar nicht zurückgemeldet.

Subunternehmer

Schlußendlich habe ich mich für Homenergy entschieden. Wobei Homenergy (das wusste ich zu dem Zeitpunkt nicht) streng genommen gar kein Solateur ist, sondern eine Art Generalunternehmer, die mit Installateuren zusammenarbeiten. Dieses Modell ist sehr typisch, wird aber im Vorfeld oft nicht oder nicht offen kommuniziert.

Das bedeutet, dass man zwar einen Vertrag mit dem Anbieter abschließt, dieser aber Teile der Arbeiten (oder alles) an einen oder mehrere Firmen weitergibt, mit denen sie Kooperationsverträge haben. Das kann zu einem Problem werden, muss es aber nicht.

PV-Anlage dimensionieren

Auch hier das Finding vorab: Macht das Dach voll!

Wenn ihr eine PV-Anlage plant, nutzt die gesamt zur Verfügung stehende Fläche aus. Alles, sofort. Rückwirkend betrachtet wäre es am sinnvollsten gewesen, wenn wir gleich von Anfang an das komplette Hausdach (Nord- und Südseite) in einem Rutsch erledigt hätten.

Warum? Der größte Kostenfaktor sind Arbeit und Zeit, nicht das Material. PV-Module sind spottbillig und auch Wechselrichter kosten nicht mehr die Welt. Was aber richtig ins Geld geht, sind die Arbeiten auf dem Dach und der Elektriker, der alles anschließt. Entsprechend wollt ihr das nur einmal bezahlen. Und ihr wollt möglichst viel PV-Leistung. Ihr wollt eigentlich immer mehr, als ihr gerade habt.

Daher: Dach vollmachen!

Die Südseite

Das Haus war teuer und wir wollten die weiteren Kosten im Rahmen halten, deshalb haben wir erstmal nur die Südseite belegt. Das war am Ende teurer und hat sehr viel mehr Arbeit gemacht. Aber hinterher ist man immer schlauer.

Immerhin haben wir das Süddach so gut bestückt, wie es möglich war.

###Jolywood 30 Module von Jolywood zu je 420 Wp sollten es werden. Eine gute Entscheidung, denn die Jolywood-Module sind unter allen PV-Modulen die besten, die wir haben. Sie haben eine enorm geringe Winkelabhängigkeit und beginnen ihre Arbeit schon bei recht wenig Licht.

Insgesamt sind es damit 12,6 kWp – und die erreichen wir auch. Locker.

Wechselrichter und Speicher

Homenergy arbeitet (zumindest taten sie es damals) quasi exklusiv mit AlphaESS, so dass wir bei der Auswahl von Wechselrichter und Speicher keine wirkliche Auswahl hatten. Und ich hatte keine echte Ahnung. Auf dem Papier sahen die Daten (10 kW AC, 16 kW DC, 15,6 kWh) gut aus und der Preis war exzeptabel – also haben wir zugeschlagen.

Insbesondere auch deshalb, weil man uns einen kurzfristigen Installationstermin versprochen hat. Und auch eingehalten. Tatsächlich hatten wir am 27.01.2023, also praktisch drei Tage vor dem formellen Hauskauf, eine funktionierende PV-Anlage auf dem Dach.

Den Papierkrieg hat Homenergy komplett für uns übernommen, inkl. Erzeugung der Einträge im Marktstammdatenregister und Meldung beim Netzbetreiber.

Cool!

Speicher – wozu?

Zum Thema Speicher kann man eine eigene Artikelserie verfassen. Ich versuche es kurz zu halten. Aus rein ökonomischen Gründen lohnt sich ein Speicher selten. Für mich war es eher eine philosophische Frage, denn ich will den Autarkiegrad (das Maß für die Eigenversorgung mit Strom) möglichst hoch ziehen. Ein Nebengedanke war die Idee, theoretisch kurze Stromausfälle überstehen zu können.

####Stromausfälle trotz PV-Anlage – BackupBox Es mag wenig intuitiv klingen. Aber ohne spezielle Vorbereitungen, hat man bei einem Stromausfall auch dann keinen Strom, wenn im Sommer die Sonne voll aufs Dach knallt. Das liegt daran, dass der Wechselrichter sich mit dem Netzstrom synchronisieren muss. Und wenn der weg ist, fehlt das und der Wechselrichter schaltet einfach ab – Stromausfall.

Dem kann man begegnen, wenn die PV-Anlage inselfähig ausgelegt ist und dazu noch schwarzstartfähig. Was heißt das nun wieder? Inselfähig bedeutet, dass der Wechselrichter in der Lage ist, ohne Verbindung zum Stromnetz zu arbeiten und quasi ein kleines eigenes Netz aufzubauen. Dazu muss das Hausnetz vom Stromnetz getrennt werden, sonst würde der Strom aus dem Haus ins Stromnetz fließen. Wenn der Strom weg ist, weil beispielsweise gerade vor der Tür ein paar Leute an der Stromleitung arbeiten, würde die wenig entspannt schauen, denn plötzlich wäre unerwartet Spannung auf der Leitung. Uncool!

Bei uns übernimmt diesen Job eine “BackupBox”, die im Zählerschrank verbaut ist und bis 30A ihren Dienst tut. Das ist wichtig, denn das bedeutet, dass wir die Backupbox das Netz nur für das Haus aufbaut und nicht für die Garage (da bleibt es dunkel), weil 30A für Haus und Autoladung möglicherweise zu wenig wären. Und die 30A gelten auch im Netzbetrieb, da der Strom immer durch die Backupbox fließt.

Es gibt auch größere Lösungen. Aber für uns reicht das. Bei einem Stromausfall will ich ohnehin lieber den Hausakku laden, als das stromhingrige Auto zu versorgen.

Zurück zum Speicher: So eine Inselfähigkeit benötigt zwingend einen Speicher, da der Strom vom Dach recht volatil ist und es ansonsten doch schnell schnell finster werden würde, wenn mal eine Wolke vor der Sonne steht.

Kurzfassung: Speicher ist etwas für Enthusiasten aber nicht zwingend nötig. Ökonomisch ist er selten sinnvoll, für einen Inselbetrieb aber notwendig.

Fortsetzung folgt ...