Deine Wärmepumpe — Warum sie vielleicht viel besser funktionieren kann, als sie es gerade tut
Unsere Wärmepumpe – ineffizient?
Vor knapp zwei Jahren haben wir ein fast neues Haus mit einer Wärmepumpe von Stiebel—Eltron und Fußbodenheizung gekauft. Eigentlich ideal, sollte man annehmen.
Nun, die Wärmepumpe hat ihren Dienst getan. Die Räume waren murkelig warm und das Wasser ebenso.
Heizstab
Das Problem: Die Wärmepumpe lief hochgradig ineffizient. Bis zu dem Zeitpunkt hatte sie bereits 899 Betriebsstunden mit dem Heizstab für die Heizung und 298 Stunden für die Warmwasserbereitung eingesammelt.
Das ist katastrophal schlecht! Warum? Während eine Wärmepumpe aus einer kWh Strom im Schnitt 3—5 kWh Wärme gewinnt, kann ein Heizstab nie mehr als Faktor 1 erreichen.
Daher gibt es nur drei Szenarien, in denen ein Heizstab überhaupt zum Einsatz kommen sollte:
- Der Verdichter der Wärmepumpe geht kaputt.
- Es ist mehrere Tage in Folge so kalt, dass die Wärmepumpe es mit dem Verdichter allein nicht schafft, genügend Wärme zu gewinnen. In der Praxis reden wir hier von mehreren Tagen in Folge mit <–15°C.
- Es wird schnell außergewöhnlich viel warmes Wasser benötigt.
Mehr Szenarien gibt es nicht. In allen anderen Situationen ist die Nutzung des Heizstabes reine Stromverschwendung.
Was lief falsch?
Konfiguration
Wärmepumpen können in enorm vielen Parametern eingestellt werden. Betriebszeiten, Heizkurve, Zieltemperaturen, Schwellwerte, Vorlauftemperatur, … die Liste ist echt lang! Die größte Angst der Hersteller scheint ein Haus zu sein, dass keine 25°C Raumtemperatur erreicht. Daher werden Wärmepumpen standardmäßig so ausgeliefert, dass sie erzkonservativ konfiguriert sind und im Zweifelsfall schnell auf den Heizstab zurückgreifen.
Wenn der Heizungsbauer keine Ahnung oder kein Interesse hat, belässt er die Einstellungen so. Ist ja schön warm!
Das sind dann die Szenarien, in denen Revolverblätter wie BILD absurde Jahresabrechnungen präsentieren und in daumendicken Überschriften gegen Wärmepumpen hetzen, Weil Familie Brockenstedt an der Stromrechnung über 5.000 € fast Pleite gegangen wäre.
Was BILD und Konsorten nicht tun: Hinterfragen, wie so ein absurder Stromverbrauch zustande kommen konnte.
Wenn ein Heizstab in einem Jahr 1300 Betriebsstunden einsammelt, sind das allein (je nach Dimensionierung des Heizstabes) Stromkosten von ~1.000€ und mehr.
Aber das ist nur der Anfang!
Warmwasser
Zum Duschen und Baden braucht es warmes Wasser. Mindestens Körpertemperatur sollte es haben, sonst wird es unangenehm. Da Wärmepumpen zwar wunderbar sparsam sind, aber dafür träge, wird das Wasser nicht wie im Durchlauferhitzer just-in-time erwärmt, sondern in einem gut isolierten Pufferspeicher vorgehalten.
Aber wann wird der aufgeheizt? Nun, wenn man die Standardeinstellungen belässt, dann zu dem Zeitpunkt, wenn eine bestimmte Minimaltemperatur unterschritten ist. Klingt logisch? Falsch!
Wann braucht man das meiste warme Wasser? Früh morgens (für die Leute, die wie ich eine Dusche lieben, um in den Tag zu starten) oder am Abend vor dem Schlafengehen. Beiden Zeitpunkten ist gemein, dass es zu der Zeit draußen eher besonders kühl ist und (sofern vorhanden) die PV-Anlage keinen Strom liefert. Wenn ich also nach dem Duschen die Warmwasserbereitung starte, ziehe ich nicht nur den benötigten Strom für teures Geld aus dem Netz, sondern habe gleichzeitig auch noch einen relativ schlechten Wirkungsgrad, weil die Temperaturdifferenz zwischen Außentemperatur und gewünschter Wassertemperatur besonders hoch ist.
Besser wäre es, zu warten und zu so einem Zeitpunkt das Wasser noch nicht aufzuheizen (oder im Notfall nur so viel, wie unbedingt notwendig) und stattdessen den Vorgang auf die Mittagszeit zu verschieben, wenn die Außentemperatur in der Nähe des Maximums ist und gegebenenfalls auch die Photovoltaikanlage Strom liefert. Zu dem Zeitpunkt kann man das Warmwasser auch gut ein paar Grad höher aufheizen, als eigentlich nötig, um die Wahrscheinlichkeit, dass man abends oder morgens doch nachheizen muss, spürbar zu senken.
Teil 2 – weitere Details Teil 3 – Praxis Teil 4 – Klimatisierung Teil 5 – Steuerung und Bedienung Teil 6 – Photovoltaik, Effizien und Kosten