Wärmepumpe – Teil 5 – Steuerung und Bedienung

Teil 1 — Warum sie vielleicht viel besser funktionieren kann, als sie es gerade tut Teil 2 – weitere Details Teil 3 – Praxis Teil 4 – Klimatisierung

Dieser Teil ist sehr spezifisch für meine Wärmepumpe (Siebel-Eltron) und vermutlich bei den Geräten anderer Hersteller sehr anders. Trotzdem möchte ich dazu einen kurzen Artikel verfassen, denn ich denke, dass das hilft, um das Gesamtbild zu verstehen. Am Ende findet sich auch ein Fazit, was durchaus interessant sein könnt, selbst wenn man kine Stiebel-Eltron besitzt oder wenn man gerade auf der Suche nach der richtigen Wärmepumpe ist.

Graues Pixeldisplay und Scrollwheel – die frühen 2000er lassen grüßen!

Wer noch immer unsterblicher Fan des ur-iPods ist, wird mit der Bedienung mittels Scrollwheel an einem winzigen Pixeldisplay glücklich. Alle andere kriegen das blanke Grausen.

Bei Stiebel-Eltron scheint es niemanden zu geben, der schon mal das Wort “Usability” oder “Interface Design” gehört hat. Anders kann man diese furchtbare Abomination nicht erklären.

Standardmäßig muss man tatsächlich alles über ein Scrollrad mit einem einzigen Button in der Mitte, sowie zwei mäßig sensiblen Knöpfen links und rechts davon steuern. Dass macht in etwa so viel Spass, wie eine 30 km Fahrradtour auf einem Nudelholz als Sattel. Geht schon, aber schön ist was anderes und man verflucht den Hersteller bis ans Ende aller Tage.

Bedienstruktur

Die Struktur der Menüs ist leidlich intuitiv – aber nicht konsistent. Beispielsweise ist die Einstellung der Kühlzeiten nur global (Startzeit/Endzeit) möglich, während man bei den Heizzeiten immerhin die Option hat, dies für jeden einzelnen Wochentag, für alle Wochentage, für das Wochenende und innerhalb der Tage auch dort in mehreren Abschnitten (siehe Teil 3 ).

Warum es aber selbst dort nur Tag und Nacht gibt und keine Möglichkeiten, auch Übergangszeiten, etc. zu definieren, ist nicht nachvollziehbar. Aber es passt zum Design der Interfaces: absolut nicht mehr zeitgemäß

Bestimmte Funktionen sind hinter PIN-Codes versteckt, die davor schützen sollen, irgendwas kaputt zu machen. Unglücklicherweise ist aber auch das nicht logisch gestaltet, denn so kann man ohne so einen Code nicht einmal die Kühlfunktion einschalten. Glücklicherweise lassen sich die Codes aber mit relativ wenig Aufwand im Netz finden: Mit 1000 und 7777 (je nach Kontext, keine sinnvoll erkennbare Logik) öffnen sich die Pforten.

Fernsteuerung – bitte Geld einwerfen!

Warum eine Steuerung über ein Webinterface heutzutage nicht Standard ist, kann wohl nur Stiebel-Eltron beantworten – und lässt sich das Modul (Internet Service Gateway) zum Nachrüsten (funktioniert technisch analog zum zusätzlichen Bedienteil) wieder fürstlich entlohnen. Diesmal habe ich (schon nach einem halben Jahr Wartezeit) tatsächlich ein Angebot von meinem Heizungsbauer bekommen: 120 € mehr für das Modul als im Fachhandel, 3 Stunden Arbeit, sowie Anfahrt. Ich habe dankend abgelehnt und das Modul in einer Stunde selbst installiert. Ein erfahrener Techniker dürfte das in 10-15 Minuten schaffen. Dafür 3 Stunden zu veranschlagen (wohlgemerkt explizit ohne Konfiguration, das wäre ohnehin an mir hängen geblieben!), finde ich schon einigermaßen frech.

Konfiguration

Die Konfiguration ist hinreichend simpel und die Anleitung gut verständlich. Danach hat man (selbstverständlich unverschlüsseltes) Webinterface zur Verfügung, welches bei Bedarf auch nach Hause telefonieren kann. Stiebel-Eltron bietet zwei minimal unterschiedliche Varianten an: Eine ohne SG Ready und eine mit (mit “Plus” im Namen, selbstverständlich teurer). Welchen Unterschied das in der Praxis macht, kann ich nicht sagen. Ich habe die Variante ohne genommen – und SG Ready steht trotzdem als Option zur Verfügung.

Über das Webinterface ist die Steuerung deutlich einfacher und man sieht auch erheblich mehr. Allerdings ist das Design ebenfalls vor gefühlten 15 Jahren stehen geblieben und fühlt sich altbacken an. Immerhin läuft es zuverlässig.

Modbus

Als Bonus bekommt man damit endlich ein Modbus-Interface und kann damit die Wärmepumpe fernsteuern. Zumindest teilweise. Warum nun gerade wieder die Kühlfunktion nicht via Modbus steuerbar ist, kann auch Stiebel-Eltron nicht beantworten. Ist halt so. Gibt auch kein Update dafür. Eine Roadmap für eine zukünftige Weiterentwicklung habe ich bisher auch nicht finden können.

Ebenfalls über Modbus lässt sich auch der Stromverbrauch der Wärmepumpe auslesen. Allerdings nur auf ganze kWh gerundet. Warum? Keine Ahnung! Im ISG selbst stehen die Werte bis auf die Wh genau zur Verfügung.

Im ISG steckt eine SD-Karte mit Konfigurationsinformationen. Offenbar lässt sich auf diesem Wege auch die Kühlfunktion via Modbus aktivieren. Das steht aber noch auf meiner Todo-Liste.

Lüftung

Unsere Anlage hat eine aktive Be- und Entlüftung mit Wärmerückgewinnung. Das ist Klasse!

An der Wärmepumpe selbst kann ich die Lüftungsstufen nur zeitgesteuert aufrufen. Klar, die Wärmepumpe hat ja keinerlei Sensoren und weiß daher nichts von irgendwelche Luftqualitäten.

Ich habe das so gelöst, dass ich via HomeAssistant (dazu kommt wahrscheinlich noch eine eigene Serie an Beiträgen) die Luftqualitätswerte und die Anwesenheit auswerte und dann über Modbus die Lüftungsstufe für den Tag umstelle. Im Zeitplan ist von 0-24 Uhr “Tag”, so dass ich effektiv die Lüftungssteuerung via HomeAssistant durchführe.

Wertigkeit

Zur Montage und Inbetriebnahme des “Internet Service Gateway” (ISG) muss man dieses öffnen und sieht damit die verbauten Komponenten. Keines davon macht den Eindruck, eine Preis von >500 € zu rechtfertigen. Gleiches gilt übrigens auch für das zusätzliche Bedienteil, was für die Aktivierung der Kühlfunktion zwingend notwendig ist. Wenn ich schätzen müsste, würde ich sagen “20 € Materialkosten”.

Dafür sieht man, selbst wenn er gar nicht existiert bzw. angeschlossen ist, überall einen Heizkreis 2. Warum man den nicht abschalten kann bzw. dieser überhaupt angezeigt wird, obwohl er gar nicht existiert, ist auch eine der vielen Fragen, die niemand beantworten kann.

Fazit

Die Steuerung ist mäßig und das Internet Service Gateway ist eigentlich dringend notwendig, wenn man nicht ständig an dem futzeligen Display direkt vor der Wärmepumpe stehen will, Rückmeldungen bekommen möchte oder wenn man irgendwas automatisiert steuern möchte.

Der Dafür aufgerufene Preis ist heftig und nicht wirklich erklärbar.

Fun fact

Stiebel-Eltron hat mit Tecalor eine Billigmarke auf dem Markt. Die stellt baugleiche Wärmepumpen her und den Support dafür macht Stiebel-Eltron mit seinen Stammtechnikern. Es ist also durchaus sinnvoll, keine Wärmepumpe von Stiebel-Eltron zu kaufen, sondern zu schauen, ob man mit Tecalor nicht deutlich Geld sparen kann.

Allerdings würde ich mir vermutlich keine Wärmepumpe von Stiebel-Eltron kaufen. Nicht und bedingt, weil sie schlecht wäre – ist sie nicht, sondern weil die Kosten für alles drum herum exorbitant sind und die Softwareentwicklung noch etwas vor Cariad lernen könnte ;) .

Teil 6 – Photovoltaik, Effizien und Kosten