Strom ist höher besteuert als Benzin!

(und als Diesel und Gas sowieso)

Bevor jetzt die ersten Petrolheads schreiend und zeternd aus der Tankstelle springen und wild gestikulierend auf die nackten Zahlen zeigen, möchte ich erklären, warum meine Aussage tatsächlich richtig ist.

Diese Aussage ist dann richtig, wenn man eine Gesamtkostenrechnung anstellt und nicht nur auf die direkten Steuereinnahmen schielt, sondern auch die jeweiligen Kosten mit einrechnet.

Damit meine ich die Kosten, die der Allgemeinheit entstehen.

Was sind das für Kosten? Umweltschäden und Folgekosten, die durch die Nutzung der jeweiligen Energieform entstehen.

Benzin

Um einen Liter Benzin in ein Auto kippen zu können, muss erstmal Öl gefördert werden, dies transportiert, raffiniert und wieder transportiert werden. Dann wird es verbrannt.

Bei allen diesen Schritten entstehen der Gesellschaft Schäden.

In einer fairen Welt würde der Verursacher die Kosten dieser Schäden tragen.

Wie hoch sind die Kosten eigentlich?

Wenn man vorsichtig schätzt, kommt man auf mindestens 300 €/Tonne CO2, die als Kosten entstehen. Und das betrachtet nur die Kosten, die bei der Verbrennung selbst entstehen. Damit ist noch kein Liter Öl gefördert worden, noch kein kein Liter Benzin raffiniert worden und noch kein Öltanker übers Meer geschippert oder ein Tanklastzug zur Tankstelle gefahren ...

Und selbst wenn man nur diese direkten Kosten betrachtet, wird es schon ziemlich hässlich:

Auf Wikipedia kann man in der letzten Spalte der Tabelle sehr detailliert nachlesen, wie viel Steuern pro ausgestoßenem Kilogramm CO2 tatsächlich fällig werden.

Der Ausstoß von CO2 erzeugt Schäden. Unter normal denkenden Menschen ist diese Aussage unumstritten. Mit Leugnern des Klimawandels lohnt sich eine Diskussion im Jahre 2024 wohl nicht mehr.

Und wie hoch sind die Schäden nun? Das ist ein intensiv diskutierter Punkt und die Aussagen schwanken zwischen 18 ct/kg CO2 und 68 ct/kg CO2. Quelle: Umweltbundesamt Dabei muss man beachten, dass diese Erhebung von 2020 ist, also schon ein paar Jahre alt ist. Die gesellschaftlichen Kosten für den Ausstoß von CO2 steigen aber stetig. Ein Kilogramm CO2, was heute ausgestoßen wird, ist in seiner Wirkung deutlich schädlicher, als ein Kilogramm CO2 im Jahre 2020.

Aber selbst wenn wir nur sehr moderate 30 ct/kg ansetzen und mit Benzin, das mit rund 28 ct/kg CO2 am höchsten besteuert ist, betrachtet, liegen die Steuerabgaben noch spürbar unterhalb dessen, was notwendig wäre, um nur allein die Umweltschäden auszugleichen.

Davon ist dann aber noch immer kein einziger Meter Autobahn gebaut worden ...

Strom

Wenn man im worst case den Strommix in Deutschland betrachtet, dann kostet eine kWh Strom 380g C02.

Legt man wieder den gleichen Wert von 30 ct/kg CO2 an, sind das also 11,4 ct/kWh Strom im Strommix.

Die Stromsteuer liegt derzeit bei 2,05 ct/kWh. Das ist also tatsächlich zu wenig und es müssten gut 9 ct/kWh mehr sein, um die Schäden auszugleichen- Aber eben nur, wenn man den aktuellen Strommix ansetzt.

Ökostrom

Da sieht das völlig anders aus!

Auf goClimate.de sieht man, dass man mit Strom aus Photovoltaik nur noch bei knapp 56 g CO/kWh liegt, also entsprechend Kosten von knapp 1,7 ct/kWh entstehen.

Bei Strom aus Wind- und Wasserkraft sieht es noch deutlich besser aus, sehr viel besser.

Wer also sein Auto an öffentlichen Ladesäulen lädt (die fast ausnahmslos mit Ökostrom beliefert werden) oder zu Hause an der PV-Anlage bzw. über eine Ökostromvertrag, zahlt im Vergleich deutlich mehr Steuern, als der Fahrer eines Verbrenners.

Gesamtkosten

Jetzt kommt der Kicker: Wie fast immer, ist die Rechnung natürlich nicht ganz vollständig, denn es fehlt noch ein guter Teil.

Während wir beim Benzin lediglich die Schäden durch die Verbrennung im Auto selbst betrachtet haben und die ganze Kette davor ignoriert haben, betrachtet die Stromproduktion die gesamte Wertschätzungskette (“well-to-wheel”).

Wenn wir die Schäden durch Ölförderung, Transport, Raffinierung, nochmal Transport mit einrechnen, wird es noch sehr viel übler ...

Insgesamt kommen dabei nochmal knapp 1,585 kWh Energie pro Liter fällig. Nun wird wohl niemand ernsthaft glauben, dass diese Energie aus Ökostrom stammt. Das ist erster Linie Prozesswärme und Transportkosten, die fast ausnahmslos selbst aus Öl und Gas gewonnen werden. Entsprechend dürfen wir hier nochmal ~15 % Emissionskosten draufschlagen, wenn wir einen fairen Vergleich mit der Stromrechnung anstellen wollen.

Was fehlt dann noch?

Nun, aus einem Auspuff kommt nicht nur CO2. Stickoxide, Feinstaub, Kohlenwasserstoffe und Kohlenmonoxid sind auch immer mit dabei und erzeugen natürlich auch Schäden. Fairerweise muss man die natürlich auch betrachten.

Und diese Schäden sind nicht unerheblich.

Fazit

Wer ernsthaft argumentiert, dass die Steuern auf fossile Energieträger viel höher wären, als auf Strom, ignoriert die Realität oder klammert bewusst oder unbewusst relevante Bereiche aus.