Dies & Das

Zeug, was zu lang für Mastodon ist

Teil 1 – Warum sie vielleicht viel besser funktionieren kann, als sie es gerade tut Teil 2 – weitere Details Teil 3 – Praxis Teil 4 – Klimatisierung Teil 5 – Steuerung und Bedienung

In den vergangen Teilen bin ich immer mal wieder auf das Thema Effizienz eingegangen und habe auch die Photovoltaik erwähnt. Aber es gibt ein paar weitere Punkte, die ich herausstellen möchte. Und natürlich wird es auch einige Leute geben, die nach den Betriebskosten fragen. Alle Daten werden roh geliefert, ohne Schönrechnerei und rosarote Brille.

Photovoltaik

Grundsätzlich ist es eine gute Idee, möglichst viel PV auf dem Dach zu haben, auch ohne Wärmepumpe. Es lohnt sich einfach.

Aber zusammen mit einer Wärmepumpe wird der Nutzen noch deutlich größer. “Aber im Winter scheint doch die Sonne gar nicht!” Das ist das Totschlagargument der fossilen Lobby. Aber es stimmt nicht.

Ich schreibe diese Zeilen Mitte November. Also in der vermutlich trübsten Phase des Jahres (klar, sonst hätte ich die Zeit gar nicht, sondern würde im Garten wirbeln). Und selbst in dieser Zeit kommt Strom vom Dach. Ja, es ist deutlich weniger als im Sommer. Aber es ist nicht Null. In den letzten 30 Tagen lagen wir im Schnitt bei 55 % Autarkie. Mehr als die Hälfte des benötigten Stroms kam also vom eigenen Dach. Und der Wert ist nur deshalb so niedrig, weil wir mit unserem Elektroauto einen weiteren Großverbraucher haben. Aktuell geht die Stromproduktion übrigens wieder nach oben, denn die graue Decke am Himmel bekommt zunehmend Risse.

Verbrauchswerte

Was heißt das in der Realität? Statt 28,5 ct/kWh, die wir nominell an unseren Stromversorger überweisen müssten, haben wir (rechnerisch) Stromkosten von 17 ct/kWh. In der vermutlich schlechtesten Phase des Jahres! Disclaimer: Ich berechne den Strom vom Dach übrigens nicht mit 0 ct/kWh sondern mit ~8 ct/kWh (die ich für die Einspeisung bekommen würde) aber natürlich nicht bekomme, wenn ich sie selbst verbrauche.

Über die letzten 365 Tage gerechnet, liege ich übrigens bei 83 % Autarkie bzw. 11,6 ct/kWh.

Mit diesen Werten wird eine Wärmepumpe so richtig günstig. Nominell haben wir mit unserer Wärmepumpe in den letzten 12 Monaten 4,5 MWh für das Heizen und 2,6 MWh für Warmwasser gebraucht. Klingt viel? Unser Haus ist relativ warm (23,5 °C sind deutlich mehr, als die typischen Werte, die für Berechnungen herangezogen werden und dürften allein einen Mehrverbrauch von ca. 20% erklären). Außerdem stammt ein guter Teil des Verbrauchs aus dem Winter des letzten Jahres, und damit aus noch aus Zeiten, zu denen ich an der Optimierung gearbeitet und viel experimentiert habe. Aber ich will nicht raten und rechne einfach mit den Werten, so wie sie aktuell sind. Das, was wir da verbrauchen liegt im Bereich dessen, was man als Energieverbrauch für ein Passivhaus unserer Größe erwarten würde.

Ist das also wirklich viel?

Jetzt kommt der eigentlich spannende Teil: Was ich da oben an Zahlen präsentiert habe, sind die Werte für die Wärmemenge. Aber das ist nicht das, was wir wirklich an Strom verbraucht haben.

Effizienz

Tatsächlich haben wir in den letzten 12 Monaten knapp 1,1 MWh für das Heizen und gut 0,7 MWh für die Warmwasserbereitung benötigt. (Das Kühlen hat nochmal gut 0,5 MWh gekostet, aber das lasse ich hier erstmal außen vor, denn das stufe ich unter “Luxus” ein.)

Insgesamt haben wir damit also lediglich 1,8 MWh an Strom für Heizung und Warmwasserbereitung verbraucht.

Kosten

Bei unserem durchschnittlichen Strompreis von 11,6 ct/kWh entspricht das einer jährlichen Belastung von 209 €. Selbst wenn ich die Finanzierungskosten für die PV-Anlage noch anteilsmäßig mit umlege und großzügig aufrundet (knapp 900 € pro Jahr) wird es zwar deutlich teurer (insgesamt also gut 1100 €) – aber nicht so viel, dass es mir die Füße weghaut.

Und: Das sind nur die Kosten für den Moment. Denn sobald die PV-Anlage abgezahlt ist, fällt der Zuschalg auf Null und ich zahle nur noch das, was ich tatsächlich verbrauche, also gut 200 €/Jahr.

Selbst wenn ich die PV-Anlage außen vor lasse und mit 30 ct/kWh rechne, komme ich auf Kosten von 540 € pro Jahr.

Aber mal kurz gegenrechnen: Um 4,5 MWh Wärmemenge aufzubringen, würde ich bei einer fossil betriebenen Heizung mindestens 500 m³ Gas bzw. 530 Liter Öl benötigen. Aktuell sollten das Kosten von mindestens 400 – 500 € bedeuten. Und man muss kein Prophet sein, um zu wissen, in welche Richtung sich die Preise entwickeln werden.

Also bereits heute kostet eine Heizung mit Wärmepumpe nicht wirklich mehr, als das Heizen mit fossilen Brennstoffen. Also selbst ohne die “grüne Brille” ist es sinnvoll, eine Wärmepumpe einzusetzen.

Fortsetzung folgt (falls mir noch was einfällt) ...

Teil 1 — Warum sie vielleicht viel besser funktionieren kann, als sie es gerade tut Teil 2 – weitere Details Teil 3 – Praxis Teil 4 – Klimatisierung

Dieser Teil ist sehr spezifisch für meine Wärmepumpe (Siebel-Eltron) und vermutlich bei den Geräten anderer Hersteller sehr anders. Trotzdem möchte ich dazu einen kurzen Artikel verfassen, denn ich denke, dass das hilft, um das Gesamtbild zu verstehen. Am Ende findet sich auch ein Fazit, was durchaus interessant sein könnt, selbst wenn man kine Stiebel-Eltron besitzt oder wenn man gerade auf der Suche nach der richtigen Wärmepumpe ist.

Graues Pixeldisplay und Scrollwheel – die frühen 2000er lassen grüßen!

Wer noch immer unsterblicher Fan des ur-iPods ist, wird mit der Bedienung mittels Scrollwheel an einem winzigen Pixeldisplay glücklich. Alle andere kriegen das blanke Grausen.

Bei Stiebel-Eltron scheint es niemanden zu geben, der schon mal das Wort “Usability” oder “Interface Design” gehört hat. Anders kann man diese furchtbare Abomination nicht erklären.

Standardmäßig muss man tatsächlich alles über ein Scrollrad mit einem einzigen Button in der Mitte, sowie zwei mäßig sensiblen Knöpfen links und rechts davon steuern. Dass macht in etwa so viel Spass, wie eine 30 km Fahrradtour auf einem Nudelholz als Sattel. Geht schon, aber schön ist was anderes und man verflucht den Hersteller bis ans Ende aller Tage.

Bedienstruktur

Die Struktur der Menüs ist leidlich intuitiv – aber nicht konsistent. Beispielsweise ist die Einstellung der Kühlzeiten nur global (Startzeit/Endzeit) möglich, während man bei den Heizzeiten immerhin die Option hat, dies für jeden einzelnen Wochentag, für alle Wochentage, für das Wochenende und innerhalb der Tage auch dort in mehreren Abschnitten (siehe Teil 3 ).

Warum es aber selbst dort nur Tag und Nacht gibt und keine Möglichkeiten, auch Übergangszeiten, etc. zu definieren, ist nicht nachvollziehbar. Aber es passt zum Design der Interfaces: absolut nicht mehr zeitgemäß

Bestimmte Funktionen sind hinter PIN-Codes versteckt, die davor schützen sollen, irgendwas kaputt zu machen. Unglücklicherweise ist aber auch das nicht logisch gestaltet, denn so kann man ohne so einen Code nicht einmal die Kühlfunktion einschalten. Glücklicherweise lassen sich die Codes aber mit relativ wenig Aufwand im Netz finden: Mit 1000 und 7777 (je nach Kontext, keine sinnvoll erkennbare Logik) öffnen sich die Pforten.

Fernsteuerung – bitte Geld einwerfen!

Warum eine Steuerung über ein Webinterface heutzutage nicht Standard ist, kann wohl nur Stiebel-Eltron beantworten – und lässt sich das Modul (Internet Service Gateway) zum Nachrüsten (funktioniert technisch analog zum zusätzlichen Bedienteil) wieder fürstlich entlohnen. Diesmal habe ich (schon nach einem halben Jahr Wartezeit) tatsächlich ein Angebot von meinem Heizungsbauer bekommen: 120 € mehr für das Modul als im Fachhandel, 3 Stunden Arbeit, sowie Anfahrt. Ich habe dankend abgelehnt und das Modul in einer Stunde selbst installiert. Ein erfahrener Techniker dürfte das in 10-15 Minuten schaffen. Dafür 3 Stunden zu veranschlagen (wohlgemerkt explizit ohne Konfiguration, das wäre ohnehin an mir hängen geblieben!), finde ich schon einigermaßen frech.

Konfiguration

Die Konfiguration ist hinreichend simpel und die Anleitung gut verständlich. Danach hat man (selbstverständlich unverschlüsseltes) Webinterface zur Verfügung, welches bei Bedarf auch nach Hause telefonieren kann. Stiebel-Eltron bietet zwei minimal unterschiedliche Varianten an: Eine ohne SG Ready und eine mit (mit “Plus” im Namen, selbstverständlich teurer). Welchen Unterschied das in der Praxis macht, kann ich nicht sagen. Ich habe die Variante ohne genommen – und SG Ready steht trotzdem als Option zur Verfügung.

Über das Webinterface ist die Steuerung deutlich einfacher und man sieht auch erheblich mehr. Allerdings ist das Design ebenfalls vor gefühlten 15 Jahren stehen geblieben und fühlt sich altbacken an. Immerhin läuft es zuverlässig.

Modbus

Als Bonus bekommt man damit endlich ein Modbus-Interface und kann damit die Wärmepumpe fernsteuern. Zumindest teilweise. Warum nun gerade wieder die Kühlfunktion nicht via Modbus steuerbar ist, kann auch Stiebel-Eltron nicht beantworten. Ist halt so. Gibt auch kein Update dafür. Eine Roadmap für eine zukünftige Weiterentwicklung habe ich bisher auch nicht finden können.

Ebenfalls über Modbus lässt sich auch der Stromverbrauch der Wärmepumpe auslesen. Allerdings nur auf ganze kWh gerundet. Warum? Keine Ahnung! Im ISG selbst stehen die Werte bis auf die Wh genau zur Verfügung.

Im ISG steckt eine SD-Karte mit Konfigurationsinformationen. Offenbar lässt sich auf diesem Wege auch die Kühlfunktion via Modbus aktivieren. Das steht aber noch auf meiner Todo-Liste.

Lüftung

Unsere Anlage hat eine aktive Be- und Entlüftung mit Wärmerückgewinnung. Das ist Klasse!

An der Wärmepumpe selbst kann ich die Lüftungsstufen nur zeitgesteuert aufrufen. Klar, die Wärmepumpe hat ja keinerlei Sensoren und weiß daher nichts von irgendwelche Luftqualitäten.

Ich habe das so gelöst, dass ich via HomeAssistant (dazu kommt wahrscheinlich noch eine eigene Serie an Beiträgen) die Luftqualitätswerte und die Anwesenheit auswerte und dann über Modbus die Lüftungsstufe für den Tag umstelle. Im Zeitplan ist von 0-24 Uhr “Tag”, so dass ich effektiv die Lüftungssteuerung via HomeAssistant durchführe.

Wertigkeit

Zur Montage und Inbetriebnahme des “Internet Service Gateway” (ISG) muss man dieses öffnen und sieht damit die verbauten Komponenten. Keines davon macht den Eindruck, eine Preis von >500 € zu rechtfertigen. Gleiches gilt übrigens auch für das zusätzliche Bedienteil, was für die Aktivierung der Kühlfunktion zwingend notwendig ist. Wenn ich schätzen müsste, würde ich sagen “20 € Materialkosten”.

Dafür sieht man, selbst wenn er gar nicht existiert bzw. angeschlossen ist, überall einen Heizkreis 2. Warum man den nicht abschalten kann bzw. dieser überhaupt angezeigt wird, obwohl er gar nicht existiert, ist auch eine der vielen Fragen, die niemand beantworten kann.

Fazit

Die Steuerung ist mäßig und das Internet Service Gateway ist eigentlich dringend notwendig, wenn man nicht ständig an dem futzeligen Display direkt vor der Wärmepumpe stehen will, Rückmeldungen bekommen möchte oder wenn man irgendwas automatisiert steuern möchte.

Der Dafür aufgerufene Preis ist heftig und nicht wirklich erklärbar.

Fun fact

Stiebel-Eltron hat mit Tecalor eine Billigmarke auf dem Markt. Die stellt baugleiche Wärmepumpen her und den Support dafür macht Stiebel-Eltron mit seinen Stammtechnikern. Es ist also durchaus sinnvoll, keine Wärmepumpe von Stiebel-Eltron zu kaufen, sondern zu schauen, ob man mit Tecalor nicht deutlich Geld sparen kann.

Allerdings würde ich mir vermutlich keine Wärmepumpe von Stiebel-Eltron kaufen. Nicht und bedingt, weil sie schlecht wäre – ist sie nicht, sondern weil die Kosten für alles drum herum exorbitant sind und die Softwareentwicklung noch etwas vor Cariad lernen könnte ;) .

Teil 6 – Photovoltaik, Effizien und Kosten

Teil 1 — Warum sie vielleicht viel besser funktionieren kann, als sie es gerade tut Teil 2 – weitere Details Teil 3 – Praxis

WARNUNG – there be dragons! Wenn man hier etwas falsch macht, kann es zu Schäden durch Kondensat und Schimmel kommen, insbesondere, wenn ihr Heizkörper habt und keine Flächenheizung!

Ein großer Bonus einer Wärmepumpe ist die Fähigkeit, als Klimaanlage zu agieren. Zumindest theoretisch. Einige Hersteller scheinen hier Geld sparen zu wollen und so fehlt einigen Modellen diese Möglichkeit. Vorsicht beim Kauf!

Sparen wollen sie aber alle, so dass oft nicht alles mitgeliefert wird, was für den “umgekehrten” Betrieb notwendig ist, auch wenn die Wärmepumpe eigentlich dafür vorbereitet ist.

Wir mussten einen Sensor nachrüsten. Grundsätzlich ist das auch sehr vernünftig, denn bei einer Klimatisierung besteht tatsächlich die Gefahr, dass es zu Schimmelbildung kommt, wenn man nicht aufpasst. Gerade bei einer Fussbodenheizung ist das nicht zu unterschätzen. In der Praxis beutete das bei uns, dass wir ein zweites “Bedienteil FES Komfort” nachrüsten mussten, um diese Funktionalität zu erhalten.

Auf ein Angebot des Heizungsbauers warte ich bis heute. Offenbar lohnt es sich einfach nicht, für so eine Nachrüstung auszurücken. Meine Empfehlung: Gleich von Anfang an mit einbauen. Dann spart ihr euch Stress und Nerven.

Schlußendlich habe ich mir das Bauteil im Fachhandel bestellt und dann nach kurzem Studium der Anleitung innerhalb von einer Stunde selbst installiert. Inkl. sauberer Verlegung des Kabels und Installation des Bedienteils im Nachbarraum (Badezimmer).

Allgemein bin ich erstaunt, dass im 21. Jahrhundert nicht standardmäßig Sensoren in allen Räumen verbaut werden und die Heizung/Kühlung nicht jeweils individuell gesteuert werden kann. Stattdessen wird (zumindest bei Stiebel-Eltron) nach wie vor mit zentralen Verteilern und zentraler Steuerung gearbeit.

Das wirkt unverständlich antiquiert.

Nachdem das alles ordnungsgemäß installiert war (im Grunde sind nur 3 Kabel am CAN-Bus zu verbinden) und das Bedienteil eingerichtet war, funktionierte das ganze ohne Probleme. Die Kühlwirkung ist natürlich nicht mit der einer dedizierten Anlage zu vergleichen, dann die Wärmepumpe reagiert (wie bereits erwähnt) träge. Bei der Einstellung muss man also mit entsprechenden Vorlaufzeiten planen. Im Grunde sehr ähnlich zur Zeitplanung der Heizungsfunktion. Bei uns läuft die Kühlung an warmen Sommertagen tatsächlich 24/7 durch und wird in der Nacht über den Hausakku bedient. Da wir eine relativ potente PV-Anlage (~26 kWp) auf dem Dach haben, steht im Sommer ohnehin mehr Strom zur Verfügung, als wir sinnvoll nutzen können. Die Kühlfunktion ist für uns damit fast umsonst.

Teil 5 – Steuerung und Bedienung Teil 6 – Photovoltaik, Effizien und Kosten

Teil 1 — Warum sie vielleicht viel besser funktionieren kann, als sie es gerade tut Teil 2 – weitere Details

Was bedeutet das jetzt in der Praxis

Für unsere Wärmepumpe (Stiebel-Eltron LWZ 5 CS Premium) in einem 156 qm Einfamilienhaus nach KfW 40 bzw. 55 mit drei Kindern sehen die Einstellungen wie folgt aus:

Heizen

Raumtemperatur Tag: 23,5 °C Raumtemperatur Nacht: 20 °C Maximale Vorlauftemperatur: 60 °C Zeitsperre Heizstab: 60 Minuten (Maximum) Temperaturauslegung Heizen: -20 °C Heizkurve Steigung: 0,28 Fußpunkt: 1,5°C

Heizprogramm

Wochentags: 3-8 Uhr, 12:30-21 Uhr Wochenende: 4-22 Uhr

Warmwasser

Soll Tag: 52 °C Soll Nacht: 37 °C Hysterese: 3 K Zeitsperre Heizstab: 360 Minuten (Maximum) Temperaturfreigabe Heizstab: -10 °C (Minimum) Pufferbetrieb: aus

Warmwasserprogramm

täglich: 12-15 Uhr

Erklärung

Die Werte sind im Grund nichts andere als die Umsetzung der Erkenntnisse aus Teil 1 und Teil 2. Faktisch ist die Wärmepumpe in der Nacht von 21/22 Uhr bis 3 Uhr aus, denn in der kurzen Zeit fällt die Temperatur nicht unter 20 °C.

Das Zeitfenster für die Heizung startet so früh, weil die Wärmepumpe wirklich eine ganze Weile braucht, um das Haus auf Temperatur zu bringen und mit den Werten ist es wochentags morgens um 6 Uhr (wenn wir aufstehen) kuschelig warm und angenehm. Ich lasse die Wärmepumpe allerdings bis 8 Uhr laufen, weil sie bis dahin durchaus noch etwas zusätzliche Wärme ins Haus bringt und ich damit die Anzahl der Takte niedrig halten kann. Ob der Wert so perfekt ist, kann ich noch nicht abschließend beurteilen.

Die Warmwasserbereitung um 12 Uhr hat Präferenz und zieht sich solange hin, wie es eben braucht (aber maximal bis 15 Uhr). Aktuell bei Temperaturen knapp über dem Nullpunkt etwa 1-1,5 Stunden. Hintergrund: Sollte sie länger als die eingestellten drei Stunden benötigen, würde der Prozess abbrechen und die Heizung mit der Arbeit beginnen. Das ist gewollt, damit zum Abend garantiert eine gewisse Mindestwärme vorhanden ist, wenn die Kids ins Bad gehen.

Rechnerisch könnte mit den Einstellungen (37 °C – 3 K) die Warmwassertemperatur auf 34 °C fallen. Das wäre zu wenig zum Duschen. Praktisch ist das aber nicht relevant, da der Temperatursensor so weit unten liegt, dass er nicht die tatsächliche Wassertemperatur misst, sondern etwas weniger, da dort das frische, kalte Wasser nachströmt, im Speicher aber keine große Durchmischung stattfindet. Damit reicht es immer zum Duschen. Sollte die Temperatur ausnahmsweise doch unter 34 °C (Messwert) fallen, springt die Wärmepumpe an und heizt das Wasser auf 40 °C (Messwert) auf. Das hält den Energiebedarf in ungünstigen Zeiten unter Kontrolle.

Praktisch haben wir bei den Zimmertemperaturen über den Tag und die Nacht eine Amplitude von ca. 1-1,5 °C. Das ist wenig genug, dass es nicht spürbar unangenehm ist, insbesondere, weil die Bäder zu den wichtigen Zeit warm sind.

Teil 4 – Klimatisierung Teil 5 – Steuerung und Bedienung Teil 6 – Photovoltaik, Effizien und Kosten

Teil 1 — Warum sie vielleicht viel besser funktionieren kann, als sie es gerade tut

Nachtabsenkung

Außerdem betreibe ich eine Nachtabsenkung. Der Hintergrund ist der gleiche, wie bei der Warmwasserbereitung: Tagsüber zu heizen ist einfach günstiger.

Was ist eigentlich eine Wärmepumpe und wie funktioniert sie?

Jetzt wird es etwas technischer. Aber ich versuche, es allgemeinverständlich zu halten und etwas zu vereinfachen.

Eine Wärmepumpe ist im Grund nichts anderes, als ein umgekehrter Kühlschrank. Die Wohnung ist quasi die Außenwelt des Kühlschranks und die Umgebung des Hauses ist das innere des Kühlschranks. Wenn ein Kühlschrank läuft, “pumpt” er Wärme(-energie) aus dem Inneren des Kühlschranks nach außen. Drinnen sind es irgendwas um die 6 °C bzw. -18°C im Gefrierfach und auf der Rückseite wird der Kühlschrank warm – das ist die Wärme von innen, die nach außen transportiert wurde.

Nichts anderes macht eine Wärmepumpe. Sie entzieht der Luft auf der Straße oder im Garten Wärmeenergie und pumpt diese ins Innere des Hauses.

Technisch funktioniert das, indem ein Stoff (Kühlmittel) seinen Aggregatszustand (flüssig<–>gasförmig) bei einem bestimmten Druck (und Temperatur) ändert. Dieses Kühlmittel wird über eine Leitung nach außen gepumpt und dabei der Druck abgesenkt. Das führt dazu, dass sich das Kühlmittel ausdehnen will (verdampfen). Das benötigt Energie, die aus der Umgebung (die Luft außerhalb des Hauses) entzogen wird. Danach wird das Kühlmittel wieder ins Haus gepumpt und dort wieder komprimiert. Dabei gibt das Kühlmittel die außen aufgenommene Energie wieder ab und wir bekommen Wärme quasi “geschenkt”. Das funktioniert so gut, dass wir bei einer kWh Strom, die wir in den Prozess (vor allem den Verdichter) stecken, 3-5 kWh Wärmeenergie herausbekommen. Nein, das ist kein perpetuum mobile, denn wir erzeugen die Energie ja nicht aus dem Nichts, sondern entziehen sie der Umgebung. Vor unserem Haus wird es kälter. Wir haben die Energie also nur von draußen nach drinnen bewegt.

Damit sind wir beim wichtigsten Teil der Wärmepumpe – dem Verdichter.

Takten – das Damoklesschwert der Wärmepumpe.

Unter “takten” versteht man das ein- und ausschalten des Verdichters. Die Wärmepumpe läuft ja nicht dauerhaft, sondern nur dann, wenn wir tatsächlich Wärmpe benötigen. Entsprechend schaltet sich der Verdichter ein- und wieder aus – ein Takt.

Die Lebenserwartung eines Verdichters wird in erster Linie von der Anzahl der Takte bestimmt. Je häufiger ein- und wieder ausgeschaltet wird, desto schneller altert er, Dauerbetrieb ist gar kein Problem. Dafür ist er gebaut.

Was wir also wollen, sind möglichst wenige Takte.

Das erreichen wir, indem wir: 1. Möglichst lange Heizzyklen erzwingen. 2. Eine Wärmepumpe einsetzen, die ihre Leistung modulieren kann.

Der erste Punkt klingt einfacher, als er in der Realität ist. Hier spielt die Dimensionierung der Wärmepumpe eine entscheidende Rolle. Viel hilft nicht viel! Wenn die Wärmepumpe zu groß ausgelegt ist, liefert sie zwar schnell viel Wärme – aber wird sie u.U. nicht los. Die Wärme muss ja erstmal übertragen werden (auf den Heizkreislauf) und in den Zimmern abgegeben werden. Das dauert. Wenn die Wärmepumpe zu groß ausgelegt ist, erreicht sie recht schnell den Zeitpunkt, zu dem das Kühlmittel bzw. die Vorlauftemperatur die Höchsttemperatur erreicht haben – und dann muss der Verdichter abschalten, damit die Kiste nicht überhitzt. Ein Takt mehr.

Das Gegenteil ist eine Wärmepumpe, die zu klein dimensioniert ist. Die läuft dann im Winter 24/7 – aber liefert nicht genügend Wärme, weil der Bedarf zu groß ist. Was passiert dann? Der Heizstab springt an! Konsequenz: Der Stromverbrauch geht durch die Decke.

Es ist also enorm wichtig, dass vor der Anschaffung einer Wärmepumpe der Heizbedarf korrekt ermittelt wird. Gute Heizungsbauer können das.

Übers Jahr haben wir aber schwankende Temperaturen. Ok, im Sommer brauchen wir die Wärmepumpe gar nicht zum Heizen, sondern nur für das Warmwasser. Aber in der Übergangszeit (Frühjahr/Herbst) brauchen wir deutlich weniger Heizenergie als im knackigen Winter.

Gute Wärmepumpen haben dafür einen Trick auf Lager: Modulierung Dabei läuft der Verdichter mit reduzierter Leistung und stellt entsprechend nicht die volle Wärmemenge zur Verfügung. Entsprechend laufen wir nicht so schnell Gefahr, dass uns im Frühjahr oder Herbst der Tod durch permanentes Takten ereilt.

Das Ziel sollte es sein, in einem einstelligen Taktbereich pro Tag zu bleiben. Unsere Wärmepumpe läuft seit meiner letzten Optimierung im Mai mit durchschnittlich 4-7 Takten pro Tag. Als wir eingezogen sind und bevor ich mit den Optimierungen begonnen habe, lag die Wärmepumpe bei >60 Takten am Tag. Sie hat also permanent ein- und ausgeschaltet. Das ist natürlich eine absolut Extremsituation. Aber wenn der Heizungsbauer keine Ahnung hat, dann kann so etwas passieren.

Teil 3 – Praxis Teil 4 – Klimatisierung Teil 5 – Steuerung und Bedienung Teil 6 – Photovoltaik, Effizien und Kosten